Die Vorbereitung
Zwei Tage Büroarbeit sind nötig, um unser Deutschlandquiz
und eine Präsentation über Deutschland zu erstellen. Dabei fällt uns auf: Was
wissen wir schon über Deutschland? Also lernen auch wir noch kräftig dazu:
unter Anderem über den Anteil von Deutschen mit Migrationshintergrund[1]
(23%), dass die niedrigste gemessene Temperatur in Deutschland letztes Jahr
-40,7°C betrug und dass 35% der Deutschen keiner Religion angehören, was in
Indien undenkbar wäre. Nach dem theoretischen Teil verbringen wir Tag drei der
Vorbereitung komplett in der Küche und obwohl wir früh morgens anfangen zu
kochen, braucht ein Abendessen für über 20 Leute seine Zeit. So müssen wir, als die ersten Gäste schon vor
der Tür stehen, uns noch um den Vanillepudding kümmern. Aber wir schaffen alles…
auf den letzten Drücker eben. Der Tag bot uns auch die Möglichkeit viel Zeit
mit dem Küchenmädchen zu verbringen und wir erfahren einige Dinge über sie. Sie
ist siebzehn und war bis zur fünften Klasse in der Schule, kann aber weder
lesen noch schreiben. Sie musste anfangen zu arbeiten, weil ihre Mutter
gestorben ist, ihre Arbeit hier mag sie aber nicht. Sie fragt uns, ob unser
Haus in Uttar Pradesh oder im Nachbarstaat Uttarakhand liegt. Wir versuchen ihr
zu erklären, dass Deutschland kein Teil von Indien ist.
Das Quiz
Dass auch viele weitere Gäste nicht viel von der Welt
außerhalb Indiens wissen, wird bei der Beantwortung der Fragen schnell klar.
Deutschland auf der Weltkarte zu markieren, bereitet Schwierigkeiten und so
landet es mal in Südamerika, mal in Grönland, mal im Mittelmeer oder dem
bottnischen Meerbusen. Leider können viele Lehrerinnen sehr wenig Englisch und
verstehen die meisten Fragen nicht und/oder trauen sich nicht zu raten. Die
Lehrerinnen, die am meisten Englisch können, haben demzufolge auch am meisten
Fragen richtig. Außerdem fällt uns auf, dass die Pfarrer deutlich mehr wissen,
auch wenn wir ihnen erneut erklären müssen, dass Heineken kein deutsches Bier
ist.
Ein Thema, das uns
sehr am Herzen liegt und das wir unbedingt ansprechen wollten, ist der Zweite
Weltkrieg. So wurden wir hier zum Beispiel schon gefragt, ob Hitler ein
großartiger Mann gewesen sei und ob es in Deutschland denn kein Hitler-Denkmal
gebe. Des Weiteren ist es für uns befremdlich, hier Läden zu sehen, die nach
Hitler benannt sind. Und da wir quasi kein Nationalgefühl oder gar
Nationalstolz haben, ist es auch ein bisschen irritierend, dass die Schulkinder
jeden Morgen schwören, Indien zu lieben und die Nationalhymne singen.
Wir zeigen im Gegenzug Bilder vom Holocaust-Mahnmal in
Berlin und heben hervor, dass auch Menschen mit Behinderung im Zweiten
Weltkrieg umgebracht wurden. Trotzdem kommt die Aussage von einem Pfarrer:
„Aber er war ein Anführer, das muss man ihm lassen.“ Immerhin unterstützt die
Kanadierin, die gerade auch in Asha Deep ist, uns darin, ihn zu überzeugen,
dass Hitler ein sehr schlechter Anführer und Tyrann war.
Das Essen
Nach der Preisverleihung, bei der unsere Gäste mit Raffaello
belohnt werden, gibt es endlich deutsches Essen. Serviert werden Salat,
Käsespätzle, Kartoffelpuffer mit Apfelmus und ein komplett improvisierter aber
unglaublich leckerer Nachtisch aus gebratenem Obst mit Mandeln und
Vanillepudding. Es wird eifrig zugeschlagen und zu unserer Erleichterung
bekommen wir nur positives Feedback. Für das Weihnachtsessen sind wir nun schon
fest in der Küche eingeplant. Natürlich freuen auch wir uns über deutsches
Essen, besonders darüber, dass Nachtisch und Apfelmus übrig bleibt und wir zum
Frühstück noch etwas haben.
Lasset die Spiele beginnen
Abschließend spielen wir noch ein paar Namensspiele und
besondere Freude kommt auf, als neue Namen wie Madam Banana und Father Fish entstehen.
Am nächsten Morgen sagt mir eine Nonne nochmal, wie schön der Abend war und
dass sie vorher nichts über Deutschland wusste und nun einen kleinen Eindruck
bekommen hat. Das freut mich, denn das
heißt, dass es nicht nur für uns ein lustiger und erfüllender Abend war.
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Eine nette Runde |
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