Mittwoch, 14. Februar 2018

Anders als woanders


    In Indien laufen Kühe frei auf der Straße rum, dass kennt man ja.
    Doch dass es in Coimbatore auch besitzerlose Straßenponnys gibt ist ein eher unbekanntes Wissen. Und uns sind noch eine ganze Reihe mehr von für uns absonderlichen Dingen begegnet.

    Dass hier alles in Folie verpackt bleibt haben wir ja schon berichtet und dieses Phänomen taucht immer wieder auf. Wir sahen Krippenfiguren in der Krippe, aufgehängte Bilder mit Rahmen und ganze Autositze mit Plastikfolie überzogen.




    An die 10 Chillischoten in jedem Essen haben wir uns mittlerweile gewöhnt aber, dass hier Salz, Pfeffer und Chilli auch mit Obst oder Limonade gemischt wird, ist und bleibt abstrus. 
    Auch essen die Kinder und Lehrerinnen bei uns sehr gerne lappriges Toastbrot zum beziehungsweise im Tee.
     Bei den richtigen Mahlzeiten wird allerdings erst nach dem Essen getrunken, gleichzeitig ist schlecht für die Verdauung.
    Dies und andere Gesundheitstipps bekommt man hier zu Hauf. Eine Lehrerin verzichtet auf Reis, den es hier täglich gibt, um ihre Rückenschmerzen loszuwerden.
    Pfarrer erklärten uns außerdem, dass die Früchte die wie Orangen aussahen und schmeckten eigentlich Maltas wären und man diese nur mit Salz esse.


    Hier gibt es Preise für Alles und Jeden. Und von jedem der 50 Kinder mit herausragenden Schulleistungen muss dann natürlich auch ein Übergabebild mit Respektsperson oder den weißen Gästen geschossen werden. Wichtig ist nur es darf nicht gelächelt werden.

    Wir wurden nur für das Übergabebild geholt. Hatten mit dem Projekt aber nichts am Hut!

    Was wir mittlerweile gelernt haben aber immer noch nicht ganz nachvollziehen können ist das wirklich bei JEDER Gelegenheit erst mal Selfies geklickt werden müssen. Sogar beim Essen!





    Außerdem haben hier alle 2 Handys, ein Tastenhandy für Anrufe und ein Smartphone für Selfies und Whatsapp. Beide können auch mal gleichzeitig anfangen zu klingeln, da besonders die Pfarrer hier ständig angerufen werden. Es geht sogar soweit, dass wir Ohrwürmer von den verschiedenen Klingeltönen bekommen. Die ständigen Anrufe kann man sich damit erklären, dass es hier der Brauch ist, seine engsten Freunde und vor allem seine Eltern täglich anzurufen um sich zu erkundigen ob alle gegessen haben.
     
    Weiter geht es mit dem Schönheitswahn. Die meisten stehen hier total auf kitschige Assesoires und Kleidung mit ganz viel pling pling.
    Riesige, pinke Plastikspangen mit Glitzer werden hier in die schönen Flechtfrisuren gepinnt.

    Der schlichte Alltagslook
    Aber nicht nur für Frauen ist Pink eine oft gesehene und beliebte Farbe, auch Männer und Jungs tragen gerne Pink.
    Es gab kein Wort der Beschwerde als bei der Schulaufführung in Pabau alle Kinder in Pink gesteckt, mit Lippenstift bemalt und mit Puder vollgekleistert wurden.

    Puder ist hier generell sehr verbreitet, da viele versuchen damit einen helleren Teint zu bekommen. Das Schönheitsideal der hellen Haut ist auch in der Werbung und den Filmen allgegenwärtig.

     Unsere Haut und Haare wurden schon als ein Geschenk Gottes angesehen. Die Menschen sind erstaunt, wenn wir ihnen dann erzählen, dass sich in  Deutschland viele stundenlang in die Sonne legen um brauner zu werden oder sogar dafür Geld ausgeben.

    Zudem wird man stets beäugt und unverblümt auf alles angesprochen. Laut einigen durchleben wir hier starke Gewichtsschwankungen, von denen wir selbst keine Notiz nehmen. Einmal heißt es wir wären ja so abgemagert und dünn und ein anderes Mal wie Fett wir geworden seien. Auch auf Pickel wird man oft angesprochen und gefragt was das wäre, obwohl dieses Phänomen hier durchaus auftaucht.
    Leberflecken scheinen bei uns auch sehr anders und auffällig auszusehen.
    Obwohl es hier sogar ein Brauch ist, Kleinkindern schwarze Punkte ins Gesicht zu malen, damit sie hässlicher wirken. Dies soll sie vor bösen Blicken schützen.


    Ein weiterer Brauch ist es wird hier  die Füße von anderen zu berühren um Respekt auszudrücken. Wir waren ziemlich erstaunt als Schulkinder anfingen an unsere Füße zu fassen da wir neben einem Priester standen.


    Hier werden wir mit Gastfreundschaft überhäuft. Es geht sogar so weit, dass wenn man ein Kompliment zu einem Kleidungsstück ausspricht, man es direkt als Geschenk angeboten bekommt.

    Sicherlich eines der für uns ungewöhnlichsten Dinge ist, dass jeden morgen die Nationalhymne gespielt wird und dabei alle an Ort und Stelle stehenbleiben und ihre Fäuste ballen. Das ganze leben friert für ein paar Minuten komplett ein. Selbst im Kino wird die Nationalhymne vor den Filmen gespielt und alle müssen aufstehen.
    In den Kinos werden hier fast nur Bollywood Filme gespielt, was dazu führt, dass man oft keine gemeinsamen Filme, Bücher oder Musik findet. Selbst die Beatles und Harry Potter sind hier unbekannt.

    Postkarten sind in vielen Teilen Indiens wohl auch unbekannt. Eine Nonne fragte uns, warum wir denn nicht auf den Bildern drauf wären und wo die Umschläge seien.

    Außerdem ist fast jedes Auto hier ein weißer Jeep, was nicht gerade hilft wenn man Nachts in eiseskälte auf den Abholservice wartet und bei jedem weißen Jeep die Hoffnung steigt und wieder fällt. Den Vorschulkindern wird sogar statt Auto Jeep im Englischwortschatz beigebracht.



    Nach und nach fallen einem immer mehr ungewöhnliche Dinge auf, die für uns aber manchmal schon gewöhnlich geworden sind.
    Da dieser Artikel aber jetzt schon sehr lang ist, und laut dem Journalisten der uns in der Vorbereitungswoche besucht hat, niemand mehr diese Zeilen lesen wird, werde ich hier zu einem Ende kommen.


    1 Kommentar:

    1. Die Preise die alle Kinder ständig verliehen bekommen sind übrigens auch meistens mit Plastikfolie überzogen ;)

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