Sonntag, 5. November 2017

Tausend Lichter in der Nacht



Knall! Krach! Feuerfunken! Rauch! Ein Feuerball fliegt knapp vor deiner Nase vorbei.
Wir befinden uns in Indien am 19. Oktober 2017. Doch was geschieht? Hier wird nicht etwa Silvester zwei Monate zu früh gefeiert, nein es handelt sich um Deepavali, das indische Lichterfest. Es ist eines der größten hinduistischen Festivals, und etwa so wichtig wie Weihnachten für Christen. Gefeiert wird, dass Rama, ein Hindu Gott, nach seinem Sieg über einen Dämon in seine Heimatstadt zurück kehrt. Um ihm den Weg zu leiten und ihn Willkommen zu heißen, werden überall Lichter angezündet.
In Süd Indien sieht man allerdings eine andere Legende hinter den Feierlichkeiten und sie finden einen Tag früher statt.

Ein paar von euch haben vielleicht schon von Diwali gehört und wundern sich warum ich von Deepavali schreibe. So ging es uns auch! Der eigentliche Name des Festes ist Deepavali, doch wenn man es schnell ausspricht, wird es zu Diwali und mittlerweile hat sich dieser Name auch durchgesetzt. Unsere christlichen Nonnen bleiben jedoch bei Deepavali, wie sie es früher in der Schule gelernt haben.

"Diwali mitten in der Pampa in einer christlichen Einrichtung, das kann ja lustig werden", war unser erster Gedanke. Deshalb erwähnten wir das Thema natürlich ohne Hintergedanken, ganz zufällig gegenüber einer netten Lehrerin. Wie es der Zufall so wollte lud sie uns für Diwali zu ihrer Familie ein.
Pläne setzten sich hier allerdings nicht immer in die Wirklichkeit um, und so befanden wir uns schick gemacht und mit Gastgeschenk in der Hand am Diwali Abend immer noch in Asha Deep. Wir hatten keine genaue Zeit ausgemacht und konnten die Lehrerin einfach nicht erreichten. Das hieß, wir blieben. Es stellte sich heraus, dass das Schicksal es doch nicht so böse mit uns meinte. Nach dem Rosenkranz beten im benachbarten Zentrum für schwer behinderte Kinder wurden ein paar Raketen angezündet.

Anschließend ging es zum Essen zurück nach Ascha Deep. Wir dachten schon das wäre alles, doch da hatten wir uns geirrt. Eine regelrechte Feuerschlacht wartete auf uns. Romantische Kerzen reichen den Indern nicht aus, man lässt es hier richtig krachen. In Delhi und anderen Distrikten wurden fortschrittlich Feuerwerksartikel zum Schutz der Umwelt verboten. Trotzdem waren wir Froh, dass es bei uns nicht so war. Hier ging es wie erwähnt richtig zur Sache. Die meisten Kinder waren zwar nach Hause gefahren aber ein paar Priester, Nonnen, Kinder und Familien der christlichen Wohnsiedlung und vom Gelände waren zusammengekommen. Es gab Riesenwunderkerzen, extrem laute Böller, Funkenbäume, Raketen und Feuerkreisel die wild durch die Gegend gekickt wurden. Alles mögliche flog durch die Luft und zwischendrin wuselten viele kleine Kinder mit Wunderkerzen.




Ich hatte Angst dass Haus und Haare in Flammen aufgehen und wir waren daran nicht ganz unschuldig. Aus Mangel an Teelichtern, hatten wir in unsere zuvor mit den Kindern in Feinstarbeit angefertigten Lampions, richtige Kerzen gesteckt, die nach einiger Zeit nicht erloschen, sondern die Lampions in brannt setzten. Als wir es satt hatten die Kinder von den Lampions fernzuhalten pusteten wir sie, nach dem wir reichlich Komplimente eingeheimst hatten, doch aus.

Um den Abend abzurunden gab es nach diesem Feuerspektakel noch leckeres Essen und später dekorierten wir auch unser Haus mit vielen Kerzen.

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