Mittwoch, 23. August 2017

Ab durch den Fluss!


In einem kleinen Dorf namens Meetiberi, gelegen zwischen Reisfeldern und grünen Viehweiden, stehen viele bunte Häuser, eines von ihnen ist sonnengelb. Darin leben vier Nonnen. Ihre fleißigen Hände und Geister betreiben eine naheliegende Schule und koordinieren 48 Selbsthilfegruppen in den umliegenden 21 Dörfern.
Jedoch lagen die gigantischen Fluten eines tosenden Flusses zwischen den Gefährten und dem Dorf. Um ihr Ziel zu erreichen mussten sie diese überqueren. Doch nichts konnte die Gefährten aufhalten, mutig kämpften sie sich samt ihres Vehikels durch die reißende Strömung.


Achtung Stilbruch!

Gestern hatten wir unseren ersten sogenannten field visit. Das heißt wir haben nicht nur Felder besichtigt sondern auch das Projekt der KSSS in dem oben beschriebenen Dorf.
Nach dem ersten Abenteuer wurden wir in dem kleinen Konvent Willkommen geheißen. Während die Mitarbeiter eine Besprechung hatten, erhielten wir eine Dorfführung.
Wir machten unsere Runde durch fast jedes Haus der näheren Umgebung, da wir immer wieder herein gewunken wurden. Stühle, Wasser, Tee und Snacks wurden uns meist bereitwillig angeboten obwohl die Behausungen oft eher schlicht waren. Besonders die Kinder beäugten uns kritisch und interessiert.
Es war sehr spannend einen kleinen Ausschnitt des dortigen Lebens sehen zu können. Die Familien im Dorf haben für deutsche Verhältnisse viele Kinder. Zwei Kinder waren schon eine Seltenheit und als eine Familie erfuhr, dass Milena ein Einzelkind ist, fing eine alte Frau sofort an zu beten. Uns ist noch schleierhaft ob sie dies aus Bedauerung oder als Glückzusprechung tat. Die Haupteinnahmequelle in Meetiberi ist die Landwirtschaft und Kartenspielen machen hier nur Männer.
Kurzfristig wurde uns mitgeteilt, dass wir 2 Wochen dort in einer Gastfamilie verbringen können und die Schule und Entwicklungsarbeit kennenlernen. Die Gastfamilie spricht kein Englisch aber es wird sicher eine interessante Erfahrung, auf die wir uns schon freuen. Wann genau wir dort hin gehen, wissen wir aber noch nicht.

Wir werden nie wieder krank!


Wir müssen uns keine Sorgen mehr über Keime, Krankheitserreger oder irgendwelche Infektionen machen, denn wie uns mehrfach prophezeit wurde bleiben wir für den Rest unseres Lebens kerngesund!
Dazu müssen wir nur ein paar Regeln befolgen.


„Wenn du jeden Tag Yoga machst musst du nie zum Arzt!“, „Das Einnehmen dieser Neemblätter jeden morgen ist gut für Magen und Haut“.
Solche Gesundheitstipps bekommt man hier zuhauf. Fast jeden Tag erfahren wir von neuen, überaus gesunden und heilenden Lebensmitteln oder Tätigkeiten.
Wir aßen die, wie wir gelernt haben, überaus gesunden Früchte Guave, Granatapfel und Jackfruit und natürlich zahlreiche heilende Blätter dessen Namen wir schon längst vergessen haben.


rechts Jackfruit, links Bananenchips(nicht gesund)

Eine Tagesration
Auch der Sirup der Buransh, einer Blume die nur in der Bergen des Himalya zu finden ist, soll uns von gesundheitlichen Beschwerden befreien.

Des weiteren schwammen wir schon in einem Bad dessen Wasser durch verschiedene Kräuter in den Bergen geflossen ist und in dessen Mitte ein Quecksilber Ei die heilende Kraft vollendet.
Sogar in dem Feuer, das Inhalt einer heiligen Zeremonie in der katholischen Kirche ist, stecken verstärkt durch angezündete Kräuter heilende Eigenschaften. Einer nach dem andrem tritt an das Feuer, nimmt die Energie mit den Händen auf und führt diese anschließend zum Gesicht.

Ihr müsst euch nun nicht mehr nach Durchfall oder dergleichen Beschwerden erkundigen! Auch unserer Darmflora geht es Prima!

Spätzle machen in Indien

„Kocht doch mal deutsch“, heißt es von Father Pious, unserem Director. „Und backt einen Kuchen“, fügt Cyriac, ein Mitarbeiter von KSSS hinzu. Nichts leichter als das. Leider gibt es keinen Ofen und uns fällt beim besten Willen kein einfaches deutsches Gericht ein.

Schließlich entscheiden wir uns für Linsen und Spätzle. Zum Glück kommen wir beide aus Süddeutschland, sonst wäre das nochmal ein heikleres Thema gewesen. Außerdem suchen wir ein Rezept für Mikrowellen-Schokokuchen heraus, ich vergesse jedoch prompt mal Schokolade auf die Einkaufsliste zu schreiben. Egal. Der Supermarkt hat hier auch sonntags offen und wir können doch einen Schokokuchen machen. Ohne Waage improvisieren wir einen Teig und stellen ihn in die Mikrowelle. Glücklicherweise haben wir beide keine Mikrowelle zuhause und wissen daher genau welche Einstellungen wir vornehmen müssen und wie lang so ein Kuchen denn braucht! 20 Minuten sind ein bisschen zu lang, aber das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen.



Auch die Spätzleherstellung ist eher improvisiert. Und mit eher meine ich komplett. Das mit dem Teig klappt prima, aber wir haben weder ein Brett zum Schaben, noch eine Presse oder einen Hobel. Also nehmen wir einen Schöpflöffel und pressen den Teig durch. Diese Technik funktioniert erstaunlich gut und auch die indischen Linsen schmecken lecker dazu. Cyriac und Father Pious sind sehr probierfreudig, allerdings sind sie geschockt, als Leo und ich uns nochmal Essig über die Linsen kippen. Außerdem hat der reguläre Koch der KSSS noch ein paar Reste vom indischen Mittagessen aufgewärmt, von denen sie auch nochmal etwas nehmen. 





Der Koch hat uns auch während dem ganzen Kochvorgang still beobachtet, will es sich dann aber nicht nehmen lassen, die Küche aufzuräumen. Wir versuchen mehrmals zu erklären, dass wir das machen wollen, aber auch als wir Spätzleteig aus allen Ecken der Küche wischen, hilft er trotzdem mit. Für Father Pious und Cyriac ist das völlig normal. Sie sagen uns, dass das Personal ja dafür da ist. Für uns ist das trotzdem ein bisschen unangenehm.

Spätzle machen in Indien: eine coole Erfahrung, ein leckeres Essen für uns und der neue Arthouse-Film dazu ist bald in einem Kino ihrer Nähe zu sehen!

Tackern und Lochen

Nach der Aufregung der ersten Tage kehrte Normalität im Hauptsitz unserer Organisation Karuna Social Service Society (KSSS) ein. Wir hatten uns an den Ort und die Hitze gewöhnt und freuten uns darauf etwas zu tun. Doch auch alle Angestellten der Organisation hatten natürlich etwas zu tun. Und so hatten wir nicht viel mehr zu tun als alle möglichen Leute zu fragen, ob wir etwas machen können oder jemand bei der Arbeit unterstützen können. 

Unser Director Father Pious war unter Anderem mit Formalitäten unserer polizeilichen Registrierung beschäftigt, unsere Mentorin Sister Celine bekamen wir fast gar nicht zu Gesicht und so endeten wir schließlich im Kopierraum. Dort wurden uns auf dringliche Nachfrage unsererseits Zettel und Tacker in die Hand gedrückt und wir durften tackern. Am Ende des Tages versprach uns Sister Celine aber, dass sie am nächsten Tag „richtige“ Arbeit für uns hätte. 
Diese Arbeit bestand darin, Akten auszuordnen, neu zu lochen und in einen schöneren Ordner wieder einzuordnen. Einen Blick in die Akten zu werfen, war aber auch interessant und gab einen kleinen Einblick in die Arbeit der NGO. Die Akten waren von behinderten Kindern, die von einem Förderprogramm der KSSS begleitet und unterstützt werden. 

Nichtsdestotrotz fühlen wir uns sehr wohl hier und sind von vielen herzlichen und netten Menschen umgeben. Außerdem freuen wir uns schon darauf auch praktische Arbeit, unter anderen direkt mit den Kindern, auszuführen.


Ein paar Fakten

  • Karuna Social Service Society, kurz KSSS, von MitarbeiterInnen auch nur KSS oder "the society" genannt, ist eine Nichtregierungsorganisation und existiert seit 1982
  • KSSS steht unter der Diözese von Bijnor, ist also eine katholische Organisation, fördert aber Menschen aller Religionen
  • Sie unterstützt benachteiligte Menschen in sieben Distrikten in den Bundesstaaten Uttarakhand und Uttar Pradesh, vor allem durch Selbsthilfegruppen
  • KSSS ist in 634 Dörfern aktiv und fördert in 28 Zentren Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderung und Opfer von Naturkatastrophen
  • Ein kleiner fun fact zum Schluss: es gibt mindestens 37 Bilder und Statuen von Jesus im Office Gebäude
Die Eingangstür zum Office-Gebäude

Das Eingangstor, im Hintergrund das Vorgebirge des Himalaya 

Montag, 21. August 2017

Achterbahnfahrt durchs Himalaja



An unserem ersten Tag in der Organisation schlängelten wir uns erst mal über drei Stunden durch die steilen Berge des Himalaja.



Unser Ziel war ein kleines Dorf namens Pabau, in dem unsere Organisation KSSS eine Schule errichtet hat und Frauenselbsthilfegruppen leitet. Zuerst waren wir begeistert von der atemberaubenden Aussicht, da wir von Bergen mit Reisterassen, einem großen Flusslauf und einigen Wasserfällen umgeben waren. Wir wanden uns immer höher und höher, doch selbst in den entlegensten Bergregionen mitten im Nirgendwo fand man immer noch einige Viehtreiber und auch Kinder in ihren Schuluniformen auf den Straßen.
Nach und nach wurden die Straßen immer schmaler und abenteuerlicher.


Wir mussten schließlich vor jeder Kurve hupen um einen Zusammenprall zu vermeiden. Und Kurven gab es zahlreiche! Es ging hoch und runter, rechts und links und dazu kam noch permanentes Gehubbel auf schlecht geteerten Straßenabschnitten. Schnell spielte mein Magen nicht mehr mit.
Die dreieinhalb Stunden kamen uns endlich lang vor.
Doch die lange Fahrt hatte sich gelohnt. In der Schule wurde zur Feier des Independence Day ein buntes Programm mit Tänzen und Gesang von den Teilnehmern der Frauenselbsthilfegruppen einstudiert.



Wir wurden ohne irgendetwas dafür getan zu haben als „special guests“ vorgestellt und durften alle stylische Kappen tragen.

Die Schule in Pabau liegt in traumhafter Landschaft und wächst stetig. Im Moment gibt es dort nur einen Kindergarten und eine 1.Klasse, sie soll aber bis zur 10.Klasse weitergeführt werden. Wir freuen uns schon sehr darauf in einigen Monaten in der Schule für längere Zeit mitzuhelfen!


Auch auf dem Rückweg am gleichen Abend hatten wir mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Kein Auge konnte man zumachen oder sich auf irgendwas anderes als seinen Magen konzentrieren und darauf dessen Inhalt nicht auszuschütten. Bis kurz vor dem Ziel gelang mir das auch :/ Diese Kurven waren echt zum kotzen!!
Trotzdem wurden wir für unsere Tapferkeit belohnt und bekamen noch drei Elefanten zu sehen, die direkt am Wegrand gemütlich ihr Abendbrot einnahmen. Milena und ich konnten unsere Begeisterung nicht im Zaum halten und schrien los um das Auto anzuhalten, obwohl unsere Begleiter in ein langes Gebet vertieft waren.



Leider konnten wir nur einen Elefantenpopo verewigen.

Donnerstag, 17. August 2017

Nightlife in Delhi

Mit einer Flut aus Lichtern empfängt uns die Hauptstadt Indiens, als wir an diesem Abend in Delhi eintreffen. Bei 35°C und einer Luftfeuchtigkeit von gefühlt 99% verlassen wir einen der besten Flughäfen der Welt, wie uns unser Director erzählt. Unser Plan ist es, mit der Metro zum Busbahnhof zu fahren und uns dann mit dem Nachtbus in Richtung Norden aufzumachen. Nach einem Sicherheitscheck sind wir in der Flughafen-Metro die uns zur Stadtmitte bringt. Hier ist es klimatisiert, es hat Platz für unser Gepäck, jeder bekommt einen Sitzplatz. Schön.

In der regulären Metro von Neu-Delhi sieht das schon ganz anders aus. Die Metro ist sehr voll. Es ist sehr heiß. Jeder schwitzt. Und Platz für zwei Leute mit 70-Liter Trekking-Rucksäcken ist da erst recht nicht. Vor allem, wenn die Metro anfährt, beschleunigt oder anhält. Also immer. Und besonders schlimm ist es, wenn 20 neue Leute einsteigen wollen, obwohl da wirklich kein Platz ist. Platz machen sieht dann so aus, dass man samt Rucksack in irgendeine Ecke gedrängt wird und gezwungenermaßen mit den Leuten um einen herum kuschelt. Festhalten ist fast unmöglich und das ist besonders gefährlich, weil mich meine 16 kg Gepäck bei jedem Ruck nach hinten ziehen wollen.




Was uns deutlich auffällt ist, dass fast alle Menschen hier in Delhi westliche Kleidung tragen. Und neben indischen Frauen in Jeans, Minirock oder Harry Potter T-Shirt, kommen wir uns in voller Chudi-Montur doch ein wenig komisch vor.

Aber wir überleben die Fahrt und nehmen noch einen kleinen Snack in einem Fast Food Laden in der U-Bahn Station ein (dort gibt es übrigens auch Schwarzwälder Kirschtorte). Nach einer weiteren Sicherheitskontrolle betreten wir den Busbahnhof und steigen in den Bus nach Kotdwar, Uttarakhand. Dort werden wir die ersten Tage im Hauptsitz unserer Organisation Karuna Social Service Society verbringen, bevor wir in verschiedene Projekte entsandt werden.

Im Bus: unsere Rucksäcke bekommen einen Sonderplatz

Delhi, eine weitere Großstadt mit aufregendem Nachtleben - und wieder konnten wir sie nur aus Flugzeug, Bus und Bahn betrachten.

Ach, ihr seid auch Freiwillige?

Nach der Vorbereitungswoche im KKID, ging es am Sonntag und Montag für alle Freiwilligen in ihre Projekte. Wir waren die letzten, die das KKID montags um 12 Uhr verließen. Ein komisches Gefühl, nur Malti Tschüss zu sagen, nachdem wir alle anderen Freiwilligen verabschiedet hatten.

 Und erneut sind wir am Flughafen von Coimbatore. Während wir indische Snacks ausprobieren, spricht uns ein enthusiastischer US-Amerikaner namens Chris an. Er erzählt uns, wie sehr er Indien liebt und die USA hasst. Bei einer Schilderung von quasi seinem ganzen Leben, kommt heraus, dass er geschätzt schon 57 mal in Indien war und hier auch von Krebs geheilt wurde. Nachdem Chris erfährt, dass wir Freiwillige sind, schweift er darüber aus, wie toll er Freiwillige findet, und dass er schon mit seinen Kindern in Peru als Freiwilliger unterwegs war, als sie drei und fünf Jahre alt waren. Schließlich lässt er sich von unserem Director Father Pious noch eine Visitenkarte geben und kündigt an, dass er seine Kinder (jetzt neun und elf) auch als Freiwillige dorthin schicken werde. Das Wort freiwillig ist wohl auch ein dehnbarer Begriff.

Derweil haben sich eine Bank weiter zwei junge, deutschredende Frauen niedergelassen und Leo vermutet schon, dass auch sie Freiwillige sind. Und sie hat recht. Wir erfahren, dass sie ein  Jahr einen Freiwilligendienst in einer Grundschule in der Nähe von Coimbatore geleistet haben und jetzt auf dem Weg zurück nach Deutschland sind. Neben einem kurzen Bericht über ihr Projekt, geben sie uns auch ein paar Tipps für den Urlaub auf den Weg mit und müssen dann zu ihrem Flieger.

Es war interessant, Freiwillige am Ende ihrer Zeit in Indien zu treffen, während wir noch acht Monate vor uns haben. Allerdings haben ihre positiven Erzählungen Lust auf viele neue Erfahrungen hier gemacht.


Unsere Snacks am Flughafen: Pistazienrollen und "Bournvita Malai Burfi", etwas mit Schokolade un viiiel Karamell.



Samstag, 12. August 2017

Indische Gastfreundschaft

In Siebenergruppen erkundeten wir heute naheliegende Dörfer. Unsere Gruppe bestand aus vier Freiwilligen und drei Mentoren, darunter eine Sprachkundige der hier gesprochenen Sprache Tamil und Milenas und mein Mentor Father Pious.

Das Dorf Chinnathadagam erschien uns eher wie eine Stadt, da es das Gegenteil von einem kleinen verschlafen Dorf war, wie man es in Deutschland oft findet. Hier sind die Straßen voll mit Menschen und die Stimmung ist geprägt von einer allgemeinen Geschäftigkeit.


Zuerst besichtigten wir einen wunderschönen Tempel in dem unsere Stirn mit bunten Farben bemalt und wir mit Blumen und Blättern zum essen ausgestattet wurden.


Vor dem Tempel posierten Schulkinder mit Vergnügen vor unserer Kamera.



Der Höhepunkt des Tages war, als uns eine junge Frau mit Freuden in ihr Haus einlud. Sie stellte uns ihre ganze Familie mit ihren zwei Kinder und ihren Eltern vor. Man kann die Familie zur oberen Mittelschicht zählen. Bei ihnen wurden wir rundum versorgt. Es gab Essen, Tee und Wasser. Außerdem wurden wir Freiwilligen alle in Saris gekleidet und unsere Haare mit Blumen geschmückt. Anschließend standen wir für ein paar Minuten im Blitzlicht Schauer.




Auch ein Gruppenbild blieb natürlich nicht aus



Wir wurden durch das ganze Haus und den Garten geführt, wo uns wieder zahlreiche Blätter mit heilenden Kräften zum probieren angeboten wurden. Auch auf unsere vielen Fragen über die indische Sozialstruktur und ihr persönliches Leben antworten sie offen und ausführlich.
Natürlich wurden auch gleich alle Facebooknamen ausgetauscht.


Nachdem wir sicherlich über zwei Stunden die indische Gastfreundschaft genossen hatten staunten wir auf dem Rückweg, dass uns auch einige weitere Menschen ohne nachfrage in ihr Haus winkten. Allerdings fühlte ich mich auch ein bisschen unwohl da ich nicht wusste ob uns diese Angebote aufgrund unserer hellen haut gemacht wurden oder jedem Ortsfremden diese Höflichkeit zuteil kommt.

von Leonore

No forMALTIes

„Die liebste, ehrlichste, am härtesten arbeitende Person die ich kenne!“. „Wartet nur bis ihr Malti kennen lernt“. „Malti ist so toll, ihr werdet das schon noch sehen!“. Diese Aussagen von ehemaligen KKS-weltwärts Freiwilligen haben unsere Erwartungen an Dr. Malathi, wie sie eigentlich heißt, sehr hoch gesetzt. Dementsprechend aufgeregt waren wir als wir Malti am Flughafen von Coimbatore zum ersten Mal gesehen haben. Und wir wurden nicht enttäuscht. Entspannt leitete sie uns aus dem Flughafen zum Passbilder machen und danach ins KKID, obwohl einige von uns ständig mit dem Schlaf zu kämpfen hatten.

Im Institut angekommen gab es noch ein paar schriftliche Formalitäten zu erledigen, anschließend versicherte Malti uns jedoch, dass es bei ihr „no formalties“ gebe und wir zu jeder Tages- und Nachtzeit zu ihr kommen können. Tatsächlich ist sie uns eine treue Begleiterin über die nächsten Tage, die uns unter anderem bei Tätigkeiten wie Geldabheben unterstützt. Außerdem ist sie unsere Übersetzerin und für all unsere Fragen offen. Malti redet mit uns offen über Religion, ihre eigene Erziehung und erklärt uns Besonderheiten der indischen Kultur und Dinge die wir unterwegs sehen. Auch wenn wir dann in unseren Projekten in ganz Indien verteilt sind, ist Malti immer für uns erreichbar und wir dürfen uns bei Problemen an sie wenden. Denn hier in Indien ist sie unsere externe Mentorin und Koordinatorin und mitverantwortlich dafür, dass alles nach Plan läuft.

„I’m always here, you can always call Malti“

„Any need, I’ll be there, I’ll fly to your Project”

 Eine Einheit in der wir Malti nur Fragen stellen und erzählen was uns hier in Indien aufgefallen ist, schließt sie mit einem ermutigenden Monolog ab. Wir sollen Indien selbst erkunden, uns einen eigenen Eindruck verschaffen und nicht nur auf Erzählungen hören. Wir sollen selber einschätzen, wann es sicher ist auf die Straße zu gehen. Wir sollen neben unserem Projekt noch Aktivitäten ausprobieren: Yoga, Kochkurs, Nähkurs – „try everything“, um es in Maltis Worten zu sagen.


Von Chudis und Chakras – zwei Tage in und um Coimbatore

Am Dienstag, unserem ersten richtigen Tag in Indien stand nachmittags etwas auf dem Programm, auf das sich vor allem schon die weiblichen Freiwilligen gefreut hatten: indische Klamotten einkaufen! Nach circa eineinhalb Stunden sind wir mitten im Zentrum von Coimbatore. Um zum Kaufhaus „Chennai Silk“ zu kommen, steht schon die erste Herausforderung an - die Hauptstraße überqueren. Hier wird man eher angehupt und angefahren als von einem Auto oder Motorrad über die Straße gelassen zu werden. Mit Maltis Anleitung schaffen wir es sicher auf die andere Straßenseite und stehen in einem klimatisierten Geschäft, das vor allem eins ist – bunt.


Während die drei Jungs nach einer Stunde schon fertig sind und Coimbatore erkunden, werden wir 13 Mädels immer noch von übereifrigen Verkäufern und Verkäuferinnen beraten und kommen mit dem Anprobieren gar nicht hinterher. Nach mehr als drei Stunden hat sich jede für 2-3 Chudis entschieden. Ein Chudi oder auch Chudida besteht aus einem Oberteil, welches bis zum Knie geht, einer lockeren Hose und einem Schal, der um die Schultern gelegt wird.

Während in der Schneiderei unsere Ärmel angepasst werden, haben wir doch noch eine halbe Stunde Zeit um ein bisschen an der Straße entlang zu gehen. Dabei entdecken wir auch einen kleinen hinduistischen Tempel, in den wir herein gewunken werden. Ein kleiner Vorgeschmack auf Mittwoch.

Im Gegensatz zum fast schon luxuriösen Kaufhaus, besuchen wir an diesem Tag  ein Meditationszentrum, das am Rande von Coimbatore liegt. Eine riesige Statue von Hindu-Gott Shiva begrüßt uns.


Im Meditationszentrum selbst werden wir nach Geschlecht aufgeteilt und dürfen dann in heiligem, mit Kräutern versetztem Wasser baden, einen spirituellen Stein berühren und uns unter einem Wasserfall stellen. Das Ganze fördert das körperliche und geistige Wohlbefinden. Anschließend wohnen wir einem Prozess zur Ehrung der Göttin des Femininen bei. Zum Schluss werden einem Blätter mit aryuvedischer Wirkung zum Essen gegeben und wie alle indischen Teilnehmer malen auch wir uns einen roten Punkt auf die Stirn.
Dabei kamen zumindest bei mir gemischte Gefühle auf. Auf der einen Seite ist es total toll Teil einer solchen Prozedur zu sein und die Spiritualität zu erfahren, zum anderen fühlt man sich auch nicht ganz richtig platziert. Das vor allem, weil man sich nicht richtig im Klaren darüber ist, was man im Moment gerade eigentlich macht und nur den Anderen nachmacht.

Kameras waren im Zentrum nicht erlaubt, deshalb gibt es leider auch keine Bilder. Allerdings ist das auch eine gute Sache, denn so ist man wirklich nur auf den Moment fokussiert und nicht die ganze Zeit bemüht einen Eindruck oder ein Gefühl festzuhalten. Das klappt eh nie so wie man sich das vorstellt. Und so hab ich mich tatsächlich sehr entspannt und gut gefühlt, als wir das Meditationszentrum verlassen haben
.
Dienstag und Mittwoch waren beide sehr spannende Tage, wenn auch komplett unterschiedlich.

It's always teatime

Morgens, mittags, nachmittags und abends Tee, immer und überall. Durch unseren hohen Chai Konsum hier im KKID kennen wir mittlerweile die perfekten Mischverhältnisse für den Chai unseres Herzens. Am ersten Tag habe ich mir selbstsicher Chai eingegossen, bis ich heraus fand, dass der Tee hier in Sirupmenge mit Milch vermischt wird. Wenn man es wie die meistens Inder hier mag, kommen dann noch mindestens drei Teelöffel Zucker hinzu.



Doch nicht nur Tee trinken steht auf unserem Programm.
Um die Vorstellungen eines typisch indischen Tagesablaufs komplett zu machen praktizieren wir auch fast täglich in den frühen morgen Stunden Yoga. Außerdem lernten wir wie man am effektivsten mit Kleidern auf Steine einschlägt, was hier als Handwäsche bezeichnet wird.



Wir essen auch indische Gerichte dessen Namen wir meist entweder nicht kennen oder nicht aussprechen können. Es gibt jeden Tag und zu jeder Mahlzeit scharfe Suppe dazu Reis mit scharfen Soßen und als Nachtisch Obst. Das ist zwar etwas eintönig aber sehr lecker!


von Leonore.

Das KKID (Karl Kübel Institute for Development Education)

Unsere erste Woche in Indien verbringen wir mit allen anderen Indien-Freiwilligen in der Nähe von Coimbatore in Südindien. Das KKID ist ein Campus der Karl Kübel Foundation mit Wohngebäuden für Mitarbeiter und Gäste, einem Essenssaal, einem Meditationsraum und Konferenzräumen. Hier werden wir auf unseren kommenden Aufenthalt vorbereitet. Wir lernen zum Beispiel indisches Essen kennen, lernen eine Straße zu überqueren und mit indischen Bussen zu fahren.

Das Office des KKID




Warten auf den Bus...
Überall Bilder und Zitate von Karl Kübel, aber wir wissen ja auch nicht wie es in der deutschen Karl Kübel Stiftung aussieht..

Was man auf dem Campus nicht so alles findet...



Nightlife in Mumbai

Mumbai, eine Millionenstadt an der Westküste Indiens, bietet viele bekannte und einzigartige Sehenswürdigkeiten. Wir waren dort! Um 01.00 Uhr kamen wir nach einem 8-stündigen Flug in Mumbai an und hatten noch die ganze Nacht vor uns, denn erst am nächsten Morgen um 10 Uhr würde unser Flieger nach Coimbatore starten.

Der Flughafen in Mumbai

Vollbepackt wie wir waren, schleppten wir erst mal unsere Wanderrucksäcke zur Gepäckabgabe und staunten über die Modernität des riesigen Flughafens. Es hieß allerdings dass wir erst in sieben Stunden unser Gepäck aufgeben konnten, ein anderes mal war von 5 Stunden die Rede und schließlich sahen wir das einige von uns bereits ihr Gepäck an einem andrem Schalter abgaben. Natürlich drängelten wir uns alle kurze Zeit später vor diesen Schalter, obwohl um uns herum zahlreiche weitere frei waren. Unsere Vorstellung von einem etwas chaotischen Indien hatte sich in diesem Fall bewahrheitet.
Um dutzende Kilo erleichtert, jedoch etwas empört, da sich herausstellte dass unser mühsam auf 15 Kilo beschränktes Gepäck doch 8 Kilo mehr hätte wiegen dürfen, liefen wir beschwingten Schrittes auf die Glastüren zu hinter denen Springbrunnen magisch funkelten.
Unsere Idee das Nachtleben Mumbais zu erkunden blieb jedoch nur eine Wunschvorstellung. Nach mehrmaligem Fragen und Hin- und Hergerenne erfuhren wir, dass man nur mit all seinem Gepäck den Flughafen verlassen durfte und dieses waren wir ja gerade glücklich losgeworden.

Das hieß es blieb uns nichts anderes übrig als unsere Nacht auf den Stühlen des Mumbaier Flughafens zu verbringen.



von Leonore